Freitag, 23. November 2007

Rotes und weißes Tantra

Vortrag im MAUZ in Berlin

Wer hat eigentlich die Farbenlehre ins Tantra eingeführt? Ich vermute, es war Yogi Bhajan, der sein Kundalini-Yoga als “Weißes Tantra” vom “Roten Tantra” unterscheiden wollte - das eine sei sauber, das andere “unrein” oder so.
In der klassischen Tantra-Tradition begegnet uns die Unterscheidung Linkes Tantra vs. Rechtes Tantra. Beim Linken sitzt die Shakti, also die Frau, bei Ritualen links von Shiva, dem Mann, beim rechten ist es umgekehrt. Etwas drastischer heißt es auch “linkshändiges” bzw. “rechtshändiges” Tantra. Wer schon mal in Indien war, weiß, dass Inder immer nur mit der rechten Hand essen; die Linke ist der Tätigkeit gewidmet, für die man im Westen Toilettenpapier benutzt.

Also, das rechte oder weiße Tantra ist das yogisch Reine, hier werden nur Mantras rezitiert, Energieübungen gemacht, Gottheiten verehrt und Meditationen durchgeführt - sexuelle Energie gilt als unrein und wird nicht miteinbezogen. Vom Schüler wird erwartet, dass er enthaltsam lebt.
Beim Roten oder linkshändigen Tantra gibt es das alles auch - und dazu noch explizit sexuelle Rituale. Je nach Schule stehen die im Zentrum des Geschehens oder werden als zusätzliche Methode am Rande angewandt. ich würde sagen: während die Weißen Schulen das Thema Sexualität andeuten und sublimieren, geht in den roten Schulen der Heilsweg direkt über den Kontakt mit der elementaren mächtigen Kraft der Sexualität.

Weil der Reiz der Sexualität so stark ist, weil in ihr soviel anarchisches Potential liegt, das sich schlecht mit regelmäßiger Disziplin verträgt, weil nicht zuletzt viele Menschen durch die Macht von Sex-Liebe-Beziehung von ihrem “spirituellen Weg” abkommen, gilt die Sex-Kraft traditionell als Feindin spirituellen Erlebens.
Im Roten Tantra ist das anders.
Rotes Tantra ist ein Weg, der die Themen, die den Menschen bewegen, bis zur Wurzel verfolgt und dort hinschaut und anpackt, ein radikaler Weg für die, die´s wissen wollen. In eine richtige “Disziplin” (der ganz anderen Art) und Meisterschaft gefasst, wird diese wundervolle, starke und schöne Kraft zum spirituellen Raketentreibstoff. Die roten Tantriker(-innen) lernen, ihre Emotion, Leidenschaft und auch den freien Fluss der Erotik zu leben und in harmonische Bahnen zu lenken, sie eins mit dem Sein werden zu lassen, statt sie zu unterdrücken und zu sublimieren. Sie üben sich in der Perfektion, den “Tiger zu reiten”, ihn also nicht zu meiden aber auch nicht von ihm gefressen zu werden.

Am Anfang ist das ein feiner, subtiler Prozess, in dem ich lerne, nach und nach die Sinnlichkeit in meinem Leben stärker präsent sein zu lassen, meine hinderlichen Glaubenssätze zu hinterfragen und die zu starren moralischen Normen unserer Kultur mal nach und nach in Frage zu stellen. Manchmal gehören auch therapeutische Methoden dazu.
Die tantrische Erfahrung, die ich, meine Gefährt(-inn)en und Schüler(-inn)en gemacht haben, ist: meine Sexualität gehört zu mir. Ich brauche keine Auslöser von außen, die mir erlauben können, diese Kraft und Energie zuzulassen, ich darf sie leben, darf und soll ein erotisches Wesen sein und trage die Verantwortung, wie und wofür ich diese Kraft einsetze, ganz allein.
Das führt dazu, dass die Abhängigkeiten und Projektionen auf den Partner langsam (oder schnell) weniger werden. Zum erstem Mal kann ich die Partnerin vielleicht so sehen, wie sie ist (!) Das ist sozusagen der Anfang. Jetzt kanns mit Tantra losgehen.
Tantra ist der weise Umgang mit den Lebensenergien, mit den Mysterien von Geburt, Tod, Sexualität. Bezüglich der Sexualkraft lernst du in tantrischen Ritualen, die Kraft anzurufen, sie in Bahnen zu leiten, zu lenken und sinnvoll zu nutzen, z.B. um im Herzen deine Fähigkeit zu Liebe und Mitgefühl zu erhöhen, oder deine Meditationstiefe zu verbessern.
Indische alte Meister halten den roten Weg für schwierig und gefahrvoll, weil einer, der noch kein Yogi ist, nicht in der Lage sei, Sex anders als für seine egoistische Gier zu nutzen und so seine Verstrickung ins Leiden eher erhöht als sie verkleinert. Ich glaube, wir haben inzwischen eine andere Zeit und eine andere Kultur: für uns Menschen im Westen ist eher ein asketischer Weg schwierig und gefahrvoll, weil wir mit den heißen Energien, die bei der Unterdrückung entstehen, nicht umgehen können. Der Weg des Tantra, richtig gelehrt, schafft eine Geschmeidigkeit und Kunstfertigkeit im Umgang mit sexueller Kraft, die uns nicht verstrickt, sondern mehr und mehr befreit. Das will aber gelernt sein, braucht Übung und die Bereitschaft, mehr als einmal über den eigenen Schatten zu springen.

Wer mehr davon wissen will, Fragen stellen usw., ist herzlich eingeladen, am Dienstagabend, den 20.11., 20.00 zu meinem Vortrag im MAUZ,10999 Berlin, Paul-Lincke-Ufer 39/40, 1.Hof rechts zu kommen. Ich werde gemeinsam mit Kalinka da sein. Ich freu mich auf dich!
Weiteres findet ihr auf www.mauz-berlin.de unter Workshops/Events oder auf unserer Seite www.secret-of-tantra.de

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